Der Südschleswigsche Wählerverband wurde als eigenständige Partei der dänischen Minderheit vom SSF ausgegliedert, da die vorher übliche Kandidatur des Kulturvereins nicht mit dem neuen Parteiengesetz in Einklang zu bringen war. Nach der Anerkennung am 5.8.1948 trat er sogleich bei den Kommunalwahlen an und erreichte in Flensburg 31% der Stimmen, so dass er gemeinsam mit der SPF (18%) eine Mehrheit in der Ratsversammlung erzielte, welche den seit 1945 amtierenden Oberbürgermeister I.C. Møller stützte. 1951 ging die dänische Mehrheit in der Ratsversammlung verloren, und bei der Auflösung der →SPF traten nur zwei ihrer sechs Mandatsträger zum SSW über. In den 1960er Jahren wurde der SSW in Flensburg von CDU und SPD überholt, blieb jedoch kontinuierlich die dritte große Partei in der Ratsversammlung und stellte über Jahre den „Zweiten“ Bürgermeister. Nur zweimal (1974 und 1990) rutschte der Stimmenanteil unter 20%. 2008 war der SSW erstmals seit 1959 wieder stärker als SPD und CDU, wurde jedoch seinerseits von der WiF überholt. Der SSW-Landesverband hat seinen Sitz wie der SSF im Gebäudekomplex des Flensborg Hus. Bei den Wahlen zum schleswig-holsteinischen Landtag stellt die Partei ihre Kandidaten nur in Südschleswig auf, ist aber seit 1955 durch die Minderheitenschutzklausel im Landeswahlgesetz von der 5%-Sperrgrenze befreit und seit 1958 (wie schon 1946-54) ununterbrochen mit mindestens einem Sitz im Landtag vertreten.[1] Von 2012 bis 2017 war der SSW erstmals in Regierungsverantwortung. Nach der Landtagswahl in Schleswig-Holstein 2012 bildete er mit SPD und Grünen die so genannte Küstenkoalition („Dänen-Ampel“) und übernahm dabei auch erstmals ein Ministeramt.[2]

 


[1] Lars N. Henningsen, Martin Klatt & Jørgen Kühl: SSW. Dansksindet politik i Sydslesvig 1945-1998. Flensborg 1998.
Martin Klatt & Jørgen Kühl: SSW – Mindretals- og regionalparti i Sydslesvig 1945-2005. Flensborg 2006.
Martin Klatt & Jørgen Kühl: SSW – Minderheiten- und Regionalpartei in Schleswig-Holstein 1945-2005. Flensburg 2006
SSW i kommunalpolitik 1948 – 2008. En interviewbog. Bearb.v. Karin Hauck, Lise Kristensen & Gerret Liebing Schlaber, Red. Lars N. Henningsen. Flensborg 2008.
Sydslesvigsk årbog. Dansk virke i grænselandet. Flensborg 1960 ff

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdschleswigscher_W%C3%A4hlerverband, abgerufen am 25.9.18

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