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ERZÄHLORT

Altes Rathaus

Holm 7, 24943 Flensburg

Im Rathaus Am Holm 7 galt es nach dem Zweiten Weltkrieg, demokratische Strukturen aufzubauen. Die britischen Alliierten bestimmten einen dänischen Kaufmann zum Oberbürgermeister, der Alt- und Neu-Flensburger zu einen suchte.

Im Rathaus am Holm 7 nahm von 1945 bis 1950 I. C. Möller den Posten des Oberbürgermeisters ein. Er bestimmte – seit 1924 Vertreter der dänischen Minderheit in der Ratsversammlung[1] – wesentlich die Stadtpolitik der Nachkriegszeit. Der Kaufmann wurde, mit beschränkter Kompetenz ausgestattet, von der britischen Militärregierung ernannt, um in Flensburg nach der NS-Zeit eine demokratische Entwicklung zu ermöglichen. Möller war seit 1924 Vertreter der dänischen Minderheit in der Ratsversammlung. In einer Zeit, in der bewusst deutsche Kultur dem anwachsenden Dänentum entgegengestellt wurde[2] (NDR), war Möllers Leitspruch: „Man soll gerade in einer Grenzstadt nicht das Trennende betonen… Hier soll kein dänisches oder deutsches Rathaus sein, sondern ein Flensburger Rathaus … für jeden Einwohner … egal ob deutsch oder dänisch…“.[3] Nach der Kommunalwahl 1946 und den ersten Landtagswahlen 1947 errangen die Vertreter der dänischen Minderheit jeweils die Mehrheit der Sitze in der Ratsversammlung.[4] Erst bei der zweiten Kommunalwahl 1948 erhielt die deutsche Wahlgemeinschaft mehr Stimmen als die dänische, konnte aber wiederum nur 19 Sitze behaupten (Dänen: 21). I.C. Möller wurde als OB bestätigt. Erst 1951 wurde im Rathaus wieder eine deutsche Mehrheit erreicht und Möller zum stellvertretenden Stadtpräsidenten gewählt.[5] Ebenfalls in der Nachkriegszeit prägte eine zweite Person die Entwicklung Flensburgs: Ina Carstensen, in einem liberalen Lehrerhaushalt aufgewachsen, entwickelte in schwerer Zeit (fehlende Lehrer und Schulgebäude, Tausende von Flüchtlingskindern, Hunger und Arbeitslosigkeit) ein demokratisches Schulsystem.[6] Als Stadträtin trat sie für eine Versöhnung der Deutschen und Dänen ein und verhalf als Mitglied des Entnazifizierungsausschusses vielen abgesetzten Lehrern wieder ins Amt.[7]


[1] KEK Verlag Freienwill (Hrsg.): Der Oluf Samsons Gang. Eine Straße mit Vergangenheit, 1984, S. 32

[2] GFS (Hrsg.): Flensburg – Geschichte einer Grenzstadt. 1966, S. 458

[3] Dieter Pust: Könige, Bürgermeister und Präsidenten in Flensburg. 1987, S. 231/32

[4] GFS (Hrsg.): Flensburg – Geschichte einer Grenzstadt. 1966, S. 462/63

[5] Dieter Pust, S. 231

[6] Johannes Jensen: Ina Carstensen (1898-1985) Zur Geschichte des Aufbaus eines demokratischen Schulwesens nach 1945. GFH 3/2008, S. 305-314

[7] ebda., S. 310