ERZÄHLORT
SBV-Sitz 360°
Mürwiker Str. 28-30, 24944 Flensburg
Am Ende des Zweiten Weltkrieges kamen Zehntausende Ost-Flüchtlinge und -Vertriebene nach Flensburg. Die Einwohnerzahl stieg von ca. 60.000 auf über 100.000 Menschen – innerhalb weniger Monate. Willi Sander, selbst Vertriebener, ergriff 1949 die Initiative gegen Barackenleben und Wohnungsmangel und gründete den „Selbsthilfebauverein“ SBV.
Menschenwürdige Wohnungen für die ab 1945 nach Flensburg Geflüchteten und Heimatvertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten – das war der eigen-initiative Gründungsgedanke des SBV in Flensburg. 36 Männer und Frauen verabschiedeten die Satzung des SBV am 21. Juli 1949.[1] Alle Mitglieder des Aufsichtsrates und des Vorstandes kamen aus Schlesien, Ostpommern und dem Sudetenland[2], allen voran der Gründer, Initiator und damalige Ratsherr Willi Sander.[3] Schon in der ersten Hälfte des Jahres 1950 erfolgte die Grundsteinlegung für 300 SBV-Wohnungen in der Apenrader Straße. Sie wurden, wie auch weitere 300 Wohnungen anderer Wohnungsbauunternehmen, gefördert aus Mitteln des Sonderprogramms „10.000 Flüchtlingswohnungen“ des Europäischen Wiederaufbauprogramms (European Recovery Program ERP).[4] 1952 erhielt der SBV für 83 Wohnungen Mittel aus dem „Barackenräumprogramm“.[5] Aber trotz der fast 3400 nicht nur vom SBV gebauten Wohnungen lebten noch Ende 1955 rund 5450 Personen in Barackenlagern.[6] Zum wichtigsten Baugebiet des SBV entwickelte sich der Stadtteil Fruerlund, in dem bis Ende 1959 1150 Wohnungen entstanden. Die Anzahl der Mitglieder der Genossenschaft des SBV wuchs beständig, nun auch um Einheimische. Waren es 1954 noch 1109 Genossen, wuchs deren Zahl bis 2017 auf rund 10200 Mitglieder.[7] Im selben Jahr hatte der SBV über 7000 Wohnungen für mehr als 15000 Mieter in Flensburg. Für Flüchtlinge und Migranten hat der SBV bis heute eine offene Tür: Während der Ankunft Tausender von Zuwanderern u. a. aus Syrien und Afghanistan in den Jahren seit 2015 unterstützte der SBV die Stadt Flensburg durch günstige Vermietung von Wohnungen z. B. im Hochhaus in der Travestraße 28.[8] 2018 lebten ca. 150 Neu-Zuwanderer in Wohnungen des SBV[9].
[1] SBV (Hrsg.): 50 Jahre SBV. 1999, S. 1
[2] GFS (Hrsg.): Fruerlund. Stadtumbau in Flensburg – Ein Quartier erfindet sich neu. 2016, S. 18
[3] SBV (Hrsg.): 50 Jahre SBV. 1999, S. 10
[4] https://arge-ev.de/arge-ev/ueber-uns/gruendung-und-geschichte/, 31.7.18
[5] SBV (Hrsg.): 50 Jahre SBV. 1999, S. 11
[6] GFS (Hrsg.): Flensburg – Geschichte einer Grenzstadt. 1966, S. 471
[7] Auskunft Frau Sandra Seemann, Vorstandssekretariat des SBV, vom 27.8.18
[8] SBV-Bote Nr. 136, Winter 2015, S. 12
[9] E-Mail v. Fr . Sandra Seemann, Vorstandssekretariat des SBV, vom 27.6.18