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ERZÄHLORT

Toosbüystraße

Toosbüystraße, 24939 Flensburg

Benannt wurde die Prachtstraße nach Wilhelm Toosbüy (1.3.1831-19.9.1898) nach dessen dreißigjährigen Amtszeit als (Ober)Bürgermeister Flensburgs. Die Straße des mittleren und gehobenen Bürgertums zeigte während der Abstimmung 1920 mit der Beflaggung ihre vorwiegend deutsche Gesinnung.

Toosbüy war nach Friedrich W. Funke der erste Bürgermeister des seit 1867 preußischen Flensburgs. Bis zum 24. Januar 1867 hatte es zum dänischen Königreich gehört.[1] Bürgermeister Otto Bong-Schmidt hatte Flensburg erfolgreich durch die vom preußisch-österreichischen Krieg und dem folgenden Prager Frieden geprägten neuen Bedingungen zu führen begonnen. Toosbüy setzte diese Arbeit zielstrebig fort. Er wurde im Januar 1870 fast einstimmig[2] zum Bürgermeister auf Lebenszeit gewählt, einte die politischen Lager und führte Flensburg in eine lang anhaltende Wachstumsphase. Vor allem auf die Entwicklung der städtischen Infrastruktur und eine breit angelegte Schulbildung legte Toosbüy Wert.[3] Nach seinem Tod wurde die am 30. August 1900 eröffnete[4] und zuerst Harmoniestraße genannte Verbindungsachse nach Westen in Toosbüystraße umbenannt.[5] Sie war während der Abstimmungsphase 1920 Sitz des Tillidsraadets Valgkontor, das als Verleger die Herausgabe von dänisch gesinntem Propagandamaterial unterstützte.[6] Es half damit dem Hauptquartier der dänisch gesinnten Organisationen, der Zeitung Flensborg Avis. Der den dänisch gesinnten Mitbürgern zugetane, aber separatistische dänische Bestrebungen ablehnende[7] Toosbüy wohnte nie in der Toosbüystraße. Er hatte sein Domizil im Holm 17, im Vorderhaus des „Bürgervereins“, später  „Borgerforeningen“.[8] Das Gebäude Toosbüystraße 7 wurde 1920 von Dansk Kirke i Udlandet (Dänische Kirche im Ausland) erworben und als Gemeindehaus und Kirche genutzt. Hier hatte die dänische Gemeinde in Flensburg ihren Hauptsitz, bis sie 1926 die Heiligengeistkirche übernahm.[9] Seit Anfang 2004 kann die Jüdische Gemeinde Flensburg hier Räume des SSF (Sydslesvigsk Forening = Südschleswigscher Verein) nutzen.[10] Und seit Jahren läuft der 1921 erstmalig durchgeführte Årsmødezug der dänischen Minderheit durch die Toosbüystraße.


[1] GFS (Hrsg.): Flensburg, Geschichte einer Grenzstadt. 1966, S. 35

[2] ebda., S. 356, Bernd Philipsen: Noch mehr Flensburger Köpfe. 2011, S. 42

[3] Dieter Pust: Könige, Bürgermeister und Präsidenten in Flensburg. 1987, S. 213-216

[4] Dieter Pust: Flensburger Straßennamen. 2005, S. 188

[5] Dieter Pust: Könige… 1987, S 215

[6] GFS (Hrsg.): Flensburg in Bild und Wort. 2001, S. 38.10

[7] GFS (Hrsg.): Flensburg, Geschichte einer Grenzstadt. 1966, S. 374

[8] ebda., S. 34.4

[9] Auskunft (E-Mail) von

[10] Bettina Goldberg: Juden in Flensburg. Schriftenreihe der GFS, Bd. 62. 2006, S. 121