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BEITRAGSORT

Café Waldheim

Hainstraße 1, 24955 Harrislee

Im Zweiten Weltkrieg gab es nicht nur den Widerstand der „Weißen Rose“ oder der „Roten Kapelle“. Auch weitab der Reichshauptstadt Berlin bildeten sich lokale Gruppen, die versuchten, der NS-Gewaltherrschaft etwas entgegenzusetzen. In Flensburg und Harrislee trafen sich Engagierte, um Flüchtlingen zu helfen.

Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), während der NS-Diktatur von dieser als illegal eingestuft, sowie ihre Exil-Organisation, die Sopade, wurden während des Zweiten Weltkrieges aus Dänemark unter anderem von der kommunistischen und marxistischen Bewegung unterstützt. Ihre Gemeinsamkeit war ihre „grundsätzliche antinationalsozialistische Einstellung“ und der Nationalsozialismus ihr natürlicher Feind. Ziel der SPD war es, bedrohte Mitglieder zu schützen und ggf. über die Grenze nach Dänemark zu schleusen. Weiterhin sollten informelle Gesinnungsgruppen gegründet und mit Informationen aus dem Exil versorgt werden. Einer von zahlreichen Treffpunkten in Grenznähe war das Café Waldheim in der Hainstraße 1 in Harrisleefeld, heute Harrislee. Es wurde ab 1933 zu einem Zentrum der illegalen Kommunikation und fungierte als Schaltstelle zwischen der verbotenen SPD und dem Grenzsekretariat der Exil-SPD in Kopenhagen. Das Café Waldheim wurde vom Ehepaar Amadeus Nicolai Lützen und Sophie Lützen, geb. Hansen, bis zu dessen erzwungener Schließung 1943 geleitet. Sie und ihre HelferInnen, u. a. der ehemalige SPD-Vorsitzende von Harrisleefeld, Wilhelm Schmehl, sowie der dänische Lokführer Aage Lassen aus Padborg, verhalfen vielen Verfolgten des NS-Regimes zur Flucht nach Dänemark. Das mussten die Lützens mit harten Strafen bezahlen: Wurden sie nach mehrmaligen Verhaftungen mit Verhören bis Ende 1939 immer wieder wegen Mangels an Beweisen freigesprochen, gelang es den Nationalsozialisten nach der Besetzung Dänemarks am 9. April 1940, erst Aage Lassen, später auch das Ehepaar Lützen und Wilhelm Schmehl zu verhaften. Sophie Lützen musste sechseinhalb Monate Einzelhaft ertragen. Amandeus Lützen und Wilhelm Schmehl wurden „wegen Vorbereitung des Hochverrats“ zu jeweils eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Amandus Lützen starb kurz nach Kriegsende am 20. Oktober 1945; Sophie Lützen am 4. Juli 1959. Wilhelm Schmehl war nach der Befreiung von 1948 bis 1958 Bürgermeister der Gemeinde Harrislee. Bis 1961 hatte die Harrisleer Gemeindeverwaltung ihren Sitz im ehemaligen Café Waldheim. Am 20. September 2004 konnte eine von der Gemeinde Harrislee in Auftrag gegebene Informationstafel zum „Café Waldheim“ eingeweiht werden. Sie befindet sich an der Süderstraße – der Ecke Hainstraße gegenüber – und verweist auf dieses Zeugnis des Widerstandes.